Um meinen Alltag zu vereinfachen und damit zu entstressen, habe ich mich Anfang November entschieden, an meinen Routinen zu feilen. Ich wollte damit vor allem der berüchtigten Decision Fatigue einen Riegel vorschieben: Simple und unwichtige Entscheidungen sollen nicht ständig neu getroffen werden müssen, sondern fest eingeplant sein.
Ich habe bewusst keine komplett neuen Gewohnheiten eingeführt, die eine große Umstellung von mir verlangt hätten. Vielmehr habe ich leicht umsetzbare Gewohnheiten etabliert und solche, die schon in der ein oder anderen Form existiert haben, modifiziert. Das hat ganz gut geklappt. Trotzdem gibt es Nachbesserungsbedarf.
Meine für November definierten Ziele und ihre Umsetzung
- Ich wähle meine Klamotten für den nächsten Tag bereits am Abend vorher.
> Hat super geklappt!
- Ich bereite am Abend vorher mein Mittagessen für den nächsten Tag zu.
> Hat leider nicht immer geklappt, zu den Gründen und meiner Lösung komme ich gleich.
- An Arbeitstagen stehe ich um 6:30 Uhr auf.
> Das hat ebenfalls nicht immer geklappt.
- An Tagen, an denen ich in der Redaktion arbeite, meditiere ich abends. An freien (freiberuflichen) Tagen, an denen ich zu Hause bin, meditiere ich morgens. Auf jeden Fall wird täglich meditiert.
> Auch das habe ich nicht immer geschafft.
- In der Arbeit lasse ich mein Handy in der Tasche. Ich checke es einmal mittags und einmal nachmittags.
> Das hat zu meiner Zufriedenheit geklappt. Einzige Ausnahme waren die Male, an denen ich mein Vorhaben schlicht vergessen habe. Ab und an – ich geb's zu – hab ich auch zwischendurch mal draufgelurt, es dann aber gleich wieder weggesteckt. Da das mein Ziel (weniger abgelenkt werden, Handy nur bewusst nutzen) nicht beeinträchtigt hat, sehe ich das unkritisch.
- Ich räume abends meine an dem Tag getragene Tasche komplett aus und stattdessen alles in diejenige ein, die ich am nächsten Tag tragen möchte.
> Das war leichter als ich dachte, da die meisten Outfits mit meiner einzigen schwarzen Tasche zusammengepasst haben, sodass ich sie nicht oft wechseln musste ;-)
Ihr seht, das Ergebnis ist eher durchwachsen. Und als ich vor ein paar Tagen im Bus zur Arbeit saß und „Essentialism“ von Greg McKeown (siehe Lese-Tipps unten) zum zweiten Mal in diesem Monat gelesen habe, ist mir auch aufgegangen, warum.
Ein vielseitiger Alltag braucht vielseitige Routinen
Die Male, an denen ich
- nicht wie geplant um 6:30 Uhr aufgestanden bin,
- nicht wie geplant meditiert habe,
- mein Essen für den nächsten Tag nicht vorbereitet habe,
waren alles Tage, an denen ich abends noch etwas vorhatte. Wenn ich nach der Arbeit kaum oder keine Zeit habe, fällt Meditieren flach (das mache ich nicht noch um 22:30 Uhr beim Nachhausekommen – womöglich auch noch alkoholisiert; ich würde vermutlich sofort einschlafen), ich habe keine Lust, Zeit und Energie mehr, meine Mahlzeiten vorzubereiten und ich werde am nächsten Tag höchstwahrscheinlich länger schlafen, da meine 8 Stunden Schlaf für mich Priorität haben.
Soll ich also um meiner gesunden und produktiven Routinen wegen auf abendliches Ausgehen unter der Woche verzichten? Auf gar keinen Fall! Ich will mein Leben ja einfacher machen, damit es schöner, achtsamer und genußvoller wird, nicht langweiliger, reizarm und einsam.
In „Essentialism“ gibt es ein Kapitel, das sich um Routinen dreht, und als ich es nun zum zweiten Mal gelesen habe, hat es Klick gemacht. Autor Greg McKeown regt dazu an, mehrere Routinen für verschiedene Tage der Woche zu haben. Sein Ziel ist es, „Routine Fatigue“ zu vermeiden. Ich finde es auch genial, um dadurch den verschiedenen Anforderungen an den Alltag gerecht zu werden.
Bei mir gibt es eben nicht nur Tage, an denen ich in der Redaktion arbeite und freie beziehungsweise freiberufliche Tage. Es kommt bei meinen Routinen vor allem darauf an, wie vollgepackt die Tage sind. Wenn ich 11 bis 12 Stunden wegen meines Jobs UND dann noch zwei, drei weitere Stunden außer Haus bin, weil ich Freunde treffe etc., dann ist es ja klar, dass für nichts anderes mehr Zeit bleibt.
Routine trifft Flexibilität oder: Ausnahmen einplanen – und zwar nach Priorität
Natürlich muss es nicht sein, dass mein ganzes Leben sich nur noch in Routinen abspielt. Das wäre übertrieben und würde jede spontane Aktion im Keim ersticken. Aber ich merke, sobald es Ausreißer gibt, hinkt meine Produktivität gleich ein paar Tage hinterher. Wenn ich einen Tag nicht meditiere, fällt es mir am nächsten Tag umso schwerer, die Zeit dafür zu finden, vor allem, wenn ich dann auch noch länger schlafe.
Die drei Punkte, die ich im November also nicht so gut umgesetzt habe, möchte ich daher auf Ausnahmesituationen anpassen, sofern sie Priorität für mich haben:
- An vollgepackten Tagen stehe ich um 6:30 auf und meditiere morgens, weil abends keine Zeit dafür sein wird.
- Da es immer Tage geben wird, an denen ich mein Essen nicht vorbereiten kann, versuche ich, genügend Essen einzufrieren, dass ich als Reserve nehmen kann. Falls das nicht klappt, kaufe ich eben was.
- Am Morgen nach dem Ausgehen gönne ich mir den Schlaf und stehe später auf.
So stelle ich sicher, dass meine Prioritäten immer abgedeckt sind: Ausreichend Schlaf und tägliches Meditieren. Beim Rest kann ich durchaus flexibel sein.
Bis bald
Eure Silke
Live lightly. Consume mindfully.
Meine Tipps für heute:
Greg McKeown: Essentialism: The Disciplined Pursuit of Less
Tolles Buch, wie man durch die Konzentration aufs Wesentliche erfolgreicher und produktiver wird. Außerdem gibt McKeown praktische Tipps, wie man sich durch verschiedene Arten des "Nein" unnütze Verpflichtungen vom Hals hält.
Und wenn wir schon beim Neinsagen sind – hier eine Podcast-Folge zum Thema (auf Englisch):
Budgets and Cents mit Cait Flanders und Carrie Smith – Episode 411: Saying no.
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