Wir suchen ständig nach neuen Reizen – was sich oft in unserem Konsumverhalten niederschlägt. Was, wenn wir uns einfach auf das besinnen, was wir bereits haben? Auf die Dinge, Fähigkeiten und Hobbys, die uns schon zur Verfügung stehen, die wir aber mitunter vernachlässigt haben? Bei mir gibt es einige Bereiche, in die ich tiefer eindringen möchte – statt nach Neuem zu lechzen.
Wir hecheln dem Neuen hinterher. Alles wird heutzutage erschreckend schnell ausgetauscht – sobald etwas kaputt ist, lassen wir es nicht etwa reparieren, sondern kaufen es neu. Und nicht nur das: Sogar Dinge, die noch einwandfrei funktionieren, werden ausgetauscht. Zum Beispiel Elektrogeräte und Mobiltelefone, die nicht auf dem neuesten Stand sind, oder Klamotten, die nicht mehr dem ständig wechselnden Trend entsprechen.
Minimalistin oder nicht: Der Erwerb von Neuem (und dazu zähle ich auch Second-Hand-Käufe) löst auch in mir positive Gefühle aus: Freude, Aufregung. Ein schneller Kick. Daher fällt es mir nach wie vor manchmal schwer, meine Shoppinglust nicht auszuagieren (in einem früheren Blogartikel hatte ich ja schon davon berichtet). Wenn mich die Gier nach Neuem überfällt, befriedige ich sie in letzter Zeit am liebsten mit Second Hand Shopping, für mich die nachhaltigste Form des Konsums (um der Kauflust allerdings nicht immer nachzugeben und unnötige Käufe zu vermeiden, habe ich ein paar Shopping-Kriterien für mich definiert).
Die neuesten Technik-Gadgets interessieren mich wenig. Ich bin eher anfällig für neue Klamotten, Bücher, Podcasts und Serien. Das Ganze ist nicht unbedingt mit Geld ausgeben verbunden (Bücher leihe ich über die Stadtbibliothek, falls es sie dort gibt, Serien schauen wir ohnehin über ein Abo, Second-Hand-Klamotten gibt es oft extrem günstig, Podcasts sind sowieso umsonst). Trotzdem: Ich habe ja eigentlich schon genug, wenn nicht so gar zu viel, um es regelmäßig zu nutzen: Mein Schrank quillt zwar nicht über, aber ich bräuchte trotzdem mehrere Monate, um alles einmal zu tragen. Ungelesene oder halbgelesene Bücher stapeln sich zwar nicht gerade in den Regalen oder in meinem E-Book-Reader, aber es gibt durchaus das eine oder andere vernachlässigte Exemplar. Ich möchte sie noch lesen, sonst hätte ich sie schon ausgemistet. Aber ich komme eben nicht dazu – es kommt ja immer wieder etwas Neues, Aufregendes nach.
Mehr Tiefgang, statt einfach nur Mehr
Ich wäre von selbst vermutlich nicht darauf gekommen, aber als ich den Blogpost „Go Deeper, not Wider“ von David auf Raptitude gelesen habe, hat's irgendwie bei mir geklingelt: Er schrieb von seinem Wunsch nach einer Art Fastenzeit für Neues, in dem man sich den Dingen und Fähigkeiten widmet, die man bereits hat, statt ständig neue zu akquirieren. Ich habe mich sofort angesprochen gefühlt.
Mein Blog zeugt ja davon: Ich bin ständig auf der Suche, mich weiterzuentwickeln, neue Winkel meines künftigen Selbst auszukundschaften. Aber was, wenn ich auch einmal eine Phase der Rückbesinnung einlegen würde? Mich den Dingen verschreiben, die bereits da sind, Fähigkeiten ausbaue, die ich bereits einmal erworben habe, Hobbys nachgehe, für die ich mich bereits einmal begeistert habe? Würde sich das nicht richtig gut anfühlen?
Im März (und vermutlich darüber hinaus) möchte ich diese Inspiration durch David umsetzen und sie in folgenden Bereichen auf mich übertragen:
- Ich will erst einmal keine neuen Bücher „erwerben“ (sei es Ausleihe oder Kauf), sondern diejenigen lesen, die ich besitze und noch nicht oder nur zum Teil gelesen habe (mit einer Ausnahme, siehe vierten Bulletpoint unten). Sollte ich feststellen, dass ich auf ein Buch partout keine Lust habe, dann ist das der beste Beweis, dass ich es nicht mehr brauche, sondern es liebevoll in andere Hände weitergeben sollte (oder mich trauen kann, es aus meiner digitalen Bibliothek zu löschen).
- Ich widme mich den Hobbys, die ich bereits habe oder einmal hatte: So habe ich im Februar viel genäht und will das auch im März weiterverfolgen (es macht so Spaß! Aber man braucht auch Zeit und Muße dafür). Auch habe ich eine langjährige Leidenschaft wieder aufleben lassen: Reiten. Im Februar war ich bereits in einem Stall und habe Unterricht bekommen. Da das an meinen freien Tagen dort nicht immer klappt, ist im Moment noch nicht so klar, wie es genau im März weitergeht, aber für mich führt kein Weg daran vorbei, dass ich Pferde wieder in mein Leben einbinden will.
- Viele Interessen, Kenntnisse und Fähigkeiten, die man früher kultiviert hat, sind durch die eingeschlagene berufliche Laufbahn in den Hintergrund gerückt. Irgendwann merkt man: Ich kann das gar nicht mehr richtig! Mir geht es so mit der französischen Sprache, die ich immerhin im Nebenfach studiert habe. Als ich letztens in einem Bistro mit dem französischen Besitzer ins Gespräch kam (auf Französisch ;-)), war ich entsetzt, wie schwer es mir fiel, auch nur einen Satz gerade zu sprechen. Daher will ich diese Kenntnisse wieder auffrischen. Und so komme ich …
- … zur Ausnahme für den ersten Punkt (keine neuen Bücher): Wo ich für die anderen beiden Vorhaben (Reiten, Französisch auffrischen) Input brauche, die über YouTube und Internetrecherche hinausgehen, werde ich weiterhin Bücher ausleihen.
Natürlich ist dieses Vorhaben so umfangreich, dass es nicht im März allein durchführbar ist (alle ungelesenen Bücher werde ich in einem Monat sicher nicht lesen können). Ich sehe den März eher als Startpunkt, in dem ich mich auf Altes rückbesinne und diese Rückbesinnung zu einer Gewohnheit mache, die vielleicht ebenso befriedigend ist, wahrscheinlich sogar noch erfüllender, als nach Neuem zu lechzen. Mehr Tiefgang, statt einfach nur Mehr.
Vorhandenes nutzen, statt Neues zu kaufen: Ein paar Ideen
Andere Ideen, wie man diese Rückbesinnung auslegen kann:
- mit alten Freunden in Kontakt treten oder den Kontakt intensivieren, statt neue (Facebook-)Bekanntschaften zu akquirieren
- „alte“ Lebensmittel aus dem Vorratsschrank endlich aufbrauchen
- bereits vorhandene (Lieblings-) Klamotten/Schuhe reparieren, damit man sie wieder tragen kann
- die früher vorhandene Kreativität wieder erwecken, die eventuell durch den (Berufs-)Alltag verloren gegangen ist
- DVDs schauen, die man schon ewig ungesehen im Regal stehen hat (und danach vielleicht sogar ausmisten aka verschenken)
- für die Hobbybastler: Kreativmaterial verwenden, das man bisher kaum genutzt hat (Stoffe, Bastelzeug, etc.) – und wenn man eben gar keine Lust darauf hat, lieber verschenken, als noch länger daran festzuhalten
- angefangene Projekte beenden und sie – endlich – in der To-do-Liste abhaken (oder, falls sie eben doch nicht so wichtig sind, einfach streichen!)
- überschüssige Kosmetikartikel und Pflegeprodukte aufbrauchen, bevor man neue kauft (oder verschenken, falls man sie nicht mehr nutzen möchte). Das Gleiche gilt für Putzmittel und alle anderen Dubletten, die man so in der Abstellkammer hortet.
- Gebuchte Online-Kurse zu Ende machen, bevor man sich zu neuen anmeldet
- Sportgeräte und -arten nutzen, die man schon zur Verfügung hat, statt sich Neues zu beschaffen oder eine Mitgliedschaft abzuschließen
- Die selten genutzte Spielesammlung rausholen und einfach mal wieder mit Freunden spielen
- Verstaubender oder im Schrank vor sich hin gammelnder Deko neues Leben einhauchen, (oder verschenken); Kerzen, Teelichter und Co. aufbrauchen, bevor neue ins Haus geholt werden
Hat auch dich die Idee mit der Rückbesinnung auf bereits Vorhandenes inspiriert und wenn ja, welchen „alten“ Dingen oder Hobbys möchtest du dich widmen? Hinterlass mir unten gerne einen Kommentar.
Bis bald
Deine Silke
Live lightly. Consume mindfully.
Meine Tipps für heute:
Hier der Blopartikel von David von Raptitude:
http://www.raptitude.com/2017/12/go-deeper-not-wider/
Und weil er daraufhin so viel Feedback bekommen hat, hat er gleich nochmal nachgelegt:
http://www.raptitude.com/2018/01/mine-your-acre-of-diamonds/
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