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Warum fällt Ausmisten schwer und was macht es leichter?

Minimalismus
Ausmisten gehört auch für mich als Minimalistin immer wieder dazu. Derzeit sortiere ich vor allem Babysachen aus, die meiner Tochter schon wieder zu klein geworden sind.

Vor kurzem wurde ich für den Frauengesundheitskongress zum Thema Minimalismus interviewt (das Video zum Interview findest du hier sowie unter diesem Absatz). Moderatorin Melanie hat mir dabei die Frage gestellt, warum es manchen Menschen so schwer fällt, Gegenstände auszumisten und loszulassen. Im Interview sind mir auf Anhieb nur ein paar Gründe eingefallen. Daher will ich die Liste heute vervollständigen und dir auch gleich ein paar meiner Ideen vorstellen, wie das Ausmisten leichter fallen könnte.


Video: Interview mit Silke Stadler über Minimalismus


Warum fällt vielen Menschen das Ausmisten so schwer?

  • Sunken Cost Fallacy, zu deutsch etwa Irrtum der irreversiblen Kosten: Bereitet es dir – wie mir – Magenschmerzen zu wissen, dass du für einen Gegenstand Summe X ausgegeben hast und ihn nicht oder zumindest nicht den Kosten entsprechend genutzt hast? Dann tappst du vielleicht auch gerne in diese Falle: Man behält den Gegenstand lieber, damit sich seine Anschaffung doch noch irgendwann lohnt. Das tut sie jedoch meistens nicht! Denn sehr wahrscheinlich wird man den Gegenstand auch weiterhin nicht oder kaum nutzen. Indem man ihn aber behält, kostet er sogar weiterhin: Energie, Aufwand, Zeit, Geld, etwa durch Lagerung, Reparatur, Putzen, Abstauben, etc. Es ist meines Erachtens besser, die einmal ausgegebenen Kosten zu akzeptieren und den Gegenstand loszuwerden, statt sich noch weiter unglücklich an ihn zu binden. Und wer weiß, vielleicht ist das ja auch eine Lehre, sich eine Anschaffung nächstes Mal gründlicher zu überlegen.
  • Sentimentales: Dinge wegzugeben oder gar wegzuwerfen, die mit bestimmten Erinnerungen zusammenhängen, fällt vielen Menschen verständlicherweise besonders schwer. Zum Glück heißt Minimalismus aber nicht, alles wegzugeben, was einem lieb und teuer ist – im Gegenteil. Für mich bedeutet Minimalismus, das zu besitzen, was man braucht oder liebt. Und wenn dir deine Erinnerungsstücke viel geben, dann behalte sie bitte! Eine Alternative, wenn du sie zwar loswerden willst, dazu aber nicht ohne Wehmut imstande bist, habe ich weiter unten für dich. 
  • Identität: Du bist, was du hast – diese gedankliche und gefühlsmäßige Verknüpfung ist weit verbreitet. In einem solchen Fall sind wir überzeugt, dass unser Besitz unsere Identität definiert. Zwar denke ich, dass Dinge durchaus etwas über ihren Besitzer aussagen können, einen Hinweis auf seinen Geschmack, seine Kaufkraft, seine Werte liefern. Das bedeutet jedoch nicht, dass der Besitzer nur ist, wer er ist, weil er dieses oder jenes Ding besitzt.
  • Irrglaube, dass mehr Dinge glücklicher machen: Tagtäglich werden wir von Hunderten bis Tausenden Werbebotschaften bombardiert, die uns suggerieren, dass wir durch den Besitz dieses oder jenes Gegenstandes glücklicher wären. Ironischerweise scheint mir oft genau das Gegenteil der Fall zu sein! Denn Besitz verpflichtet: Du musst dich um deinen Besitz kümmern, ihn pflegen, lagern, versichern, reparieren, putzen, abstauben – und irgendwann auf hoffentlich möglichst nachhaltige Weise loswerden. Du wendest Zeit, Geld und Energie auf für die Dinge, die du besitzt. Aber wer von uns gerne bürdet sich schon gerne neue Verpflichtungen auf? Wenn man das eigene Leben aufwändiger macht, muss es sich schon richtig lohnen. Ich überlege mir daher gut, welchen Besitz ich mir ans Bein binden möchte und wo der Aufwand für mich nicht gerechtfertigt ist.  Denn ich bin definitiv glücklicher mit weniger Besitz – und weniger Verpflichtungen.  

Ideen, die das Ausmisten leichter machen

Vielleicht ist einer – oder mehrere – der oben genannten Gründe ja auch bei dir schuld daran, dass du dich schwer damit tust, ausmisten. Wenn das der Fall ist und du die Ursache erkennst, kann allein das helfen, Dinge künftig leichter loszulassen. Ansonsten hätte ich noch folgende Ideen, die das Ausmisten oft einfacher machen:

  • Ich empfehle ja immer das Buch von Marie Condo (siehe Link-Tipps unten), wenn es ums Ausmisten geht. Bei ihrer Methode wird Unsentimentales zuerst ausgemistet und sich über Klamotten, Bücher etc. hin zum Sentimentalen gearbeitet. Dadurch hat man bereits Übung im Ausmisten und Loslassen, wenn man zu den Erinnerungsstücken kommt. 
  • Aus den Augen aus dem Sinn: Verbanne die Gegenstände, von denen du dich eventuell trennen möchtest, es aber doch noch nicht kannst, an einen Übergangsort (z.B. eine Truhe im Keller, einen großen Wäschekorb etc.). Schaue nach einigen Wochen nach, ob du die Dinge vermisst hast und behalten willst oder ob du sie lieber weggibst. Oft erkennt man durch diese Trennung auf Zeit, dass man den Gegenstand nicht vermisst hat und auch das letzte emotionale Band durchtrennt wurde. 
  • Du möchtest gern ausmisten, aber dich hält der Gedanke zurück, dass du das Ausgemistete dann auch irgendwie loswerden musst (und das am besten auf möglichst umweltschonende Weise), was Energie kostet? Das Gefühl kenne ich sehr gut. Für mich die beste Lösung: Ich miste aus, gebe mir aber die Erlaubnis, das Ausgemistete noch nicht sofort loswerden zu müssen. Wichtig dafür ist aber, entrümpelte Gegenstände an einem bestimmten Ort aufzubewahren und aus dem Wohnbereich zu verbannen. Sonst bleiben sie Teil deines Haushalts und du vergisst, dass du sie eigentlich nicht mehr haben möchtest. 
  • The Minimalists (siehe Link-Tipps unten) sind durch ihre Art des Minimalismus weltweit bekannt geworden. Eine ihrer eher krassen Methoden: Alles in Umzugskartons packen und über die nächsten Wochen und Monate schauen, was man wirklich braucht und vermisst. Für mich wäre die Methode nichts, weil ich sie unpraktisch finde und es mir sehr ungemütlich vorstelle, monatelang Umzugskartons herumstehen zu haben. Aber für den ein oder anderen könnte dieser Tipp ja trotzdem geeignet sein. 
  • Eine weitere Methode von The Minimalists: Bevor du mit dir haderst, ob du einen Gegenstand, der nicht mehr als 20 Euro kostet, weggeben sollst, miste ihn einfach aus! Die Räson dahinter ist, dass du diese Gegenstände jederzeit wieder ersetzen könntest, wenn du feststellst, dass du sie doch irgendwann wieder brauchst. Diese Methode finde ich gut, weil einen vom Ausmisten oft der Gedanke abhält: Was, wenn ich diesen Gegenstand doch noch irgendwann brauche? Und bei mir ist es sogar schon vorgekommen, dass ich ein Teil nach Monaten oder gar Jahren wieder hätte gebrauchen können. Wenn das aber ein relativ günstiger, leicht zu erwerbender Artikel ist – sagen wir etwa eine Pflanzenkelle – dann brauche ich es nicht zu bereuen, ihn damals weggegeben zu haben. Natürlich sollte diese Methode nicht dazu führen, alles Mögliche auszumisten, nur um es kurze Zeit später wieder zu erwerben. Das wäre nicht minimalistisch oder nachhaltig – und verschwendet außerdem dein Geld. 
  • Du MUSST nicht ausmisten. Es ist völlig in Ordnung, Dinge – vor allem Sentimentales – zu behalten. Wenn du Druck verspürst, Dinge ausmisten zu müssen, solltest du deine Definition von Minimalismus hinterfragen. Kann es sein, dass du dich da nach anderen richtest und nicht wirklich danach gehst, was DU brauchst und liebst? Allerdings kenne ich die Situation, dass man sich auch von Sentimentalem oder Erinnerungsstücken trennen möchte. Zum Beispiel, wenn sie verdammt unpraktisch sind (etwa die alte Schultüte, Basteleien aus Kindertagen, etc). Dann kann es helfen, ein Foto von diesen Gegenständen zu machen. So behält man sie doch irgendwie – wenn auch nur in Form eines Stellvertreterobjekts, das aber für die Erinnerung meist ebenso gut taugt.

Fällt es dir auch schwer auszumisten und wenn ja, warum? Oder hast du weitere Tipps, die das Ausmisten leichter machen? Ich freue mich über deinen Kommentar!

 

Bis bald

Deine Silke

 

Live lightly, consume mindfully.

 



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