Wow, der Oktober könnte sich zu meinem Lieblingsmonat mausern! Gut, meine Journey 34 ist noch nicht besonders weit fortgeschritten – wir sind gerade mal im zweiten Monat meines Jahres voller Ziele für ein bewussteres Leben. Doch mein Vorhaben für Oktober – weniger arbeiten – kann man ja kaum toppen, oder?
Es klingt so einfach! Vielleicht ist es das sogar, wenn man es sich mal vornimmt. Doch für die meisten in meinem Umfeld scheint Downshifting nicht wirklich eine Option zu sein … Klar: Man verdient weniger Geld. Das schreckt viele ab, zumal die meisten Menschen schon lange in der Falle der Lifestyle-Inflation stecken: Mit jedem Gehaltssprung wird auch der Lebensstil teurer. Man braucht eine größere Wohnung in einem besseren Viertel, teurere Klamotten, Technik, Autos.
In diese Falle bin ich zum Glück nie wirklich geraten: Kaum habe ich eine Gehaltserhöhung bekommen, habe ich genau diesen Betrag abgezweigt und gespart. Mir ging es ja gut und ich konnte mir immer alles leisten, was ich brauchte oder wirklich wollte. Eine minimalistische Lebensweise (und die ist nicht gleichzusetzen mit dem absoluten Existenzminimum, sondern wird ganz individuell definiert) unterstützt einen natürlich beim Downshifting. Man entwischt dem Teufelskreis aus: Ich arbeite viel, muss den Frust darüber mit Konsum betäuben, und wiederum viel arbeiten, um mir meinen Konsum zu finanzieren (siehe Robert Wringham in den Lese-Tipps unten).
Aber nicht nur die Gehaltsreduktion dürfte so manchen abschrecken. Auch die konkreten Schritte, die unternommen werden müssen, um die Arbeitszeit zu verringern, sind nicht immer angenehm: Mit dem Chef reden, mit der Personalabteilung verhandeln, den – nicht immer verständnisvollen, weil selbst Workaholics – Kollegen beibringen, dass man künftig nicht immer verfügbar sein wird.
Downshifting: So ist es mir gelungen, weniger zu arbeiten
Für mich ist das Schlimmste schon vorbei! Ich hatte schon lange den Wunsch, meinen Vollzeit- in einen Teilzeitjob umzuwandeln. Um seit Mai habe ich das Thema aktiv verfolgt: Ich habe mit meinem Chef im Verlag ausgehandelt, dass ich zunächst zwei Tage pro Monat weniger arbeite. Die Folge – und das dürfte nicht jedem klar sein, mir zumindest war es das nicht – sind neben entsprechend weniger Gehalt auch weniger Urlaubstage. Im Unterschied zu einem Teilzeit-Angestellten, der zwar täglich, aber sagen wir nur 5 Stunden arbeitet, hat derjenige, der ganze Tage durch Teilzeit fehlt, weniger Urlaubsanspruch. Der Gedankengang dabei ist wohl folgender: Wenn man weniger oft in die Arbeit gehen muss, braucht man auch weniger Zeit für die Erholung. Statt fünf Tagen muss man sich etwa nur 4 Tage freinehmen, um eine Woche Urlaub zu haben.
Wenn ich ehrlich bin: Am liebsten hätte ich damals schon gerne auf 80 Prozent statt zunächst auf 90 Prozent meiner Arbeitszeit reduziert. Aber als ich vor meinem Chef saß, habe ich mich schlichtweg nicht getraut, zu fragen, und blitzschnell umentschieden. Dazu muss man wissen: Das Recht auf Teilzeit steht zwar theoretisch jedem zu, aber die Firma muss eine solche Anfrage trotzdem nicht genehmigen, wenn sie gute Gründe hat, die dagegen sprechen. Und die lassen sich ja immer finden, denke ich. Es kommt also tatsächlich auf den guten Willen an. Begeisterungsstürme löst man meist nicht mit der Anfrage aus: Die Firma zahlt zwar weniger Personalkosten, trotzdem wird eine Vollzeitstelle geopfert für einen Mitarbeiter, der nur in Teilzeit arbeitet.
Ich bin allen Beteiligten dankbar, dass in meinem Fall alles klar gegangen ist. Das Handling meiner Abwesenheitstage hat meines Wissens bisher keinerlei Schwierigkeiten bereitet: Ich habe die freien Tage flexibel genommen, um die Urlaubswünsche meiner direkten Kolleginnen berücksichtigen zu können.
Meine 4-Tage-Woche ab Oktober
Es hat sogar so gut funktioniert, dass ich den Mut geschöpft habe, Ende August gleich noch einen „Nachschlag“ anzufragen: Ob
ich nicht nochmal zwei Tage weniger arbeiten könne, also auf eine 32-Stunden-Woche reduzieren? Und siehe da: Ab Oktober arbeite ich also nur noch 4 Tage die Woche!! Ich bin megahappy, vor allem
weil
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ich durch meine Annäherungsphase zwischen Mai und Oktober schon gemerkt habe, dass ich mit einem reduzierten Gehalt sehr gut zurecht komme,
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ich nebenbei 16 Stunden pro Monat als Freie arbeite und somit erst jetzt tatsächlich weniger als 40 Stunden pro Woche arbeite.
Das Ziel, weniger arbeiten zu können, ist also längst erreicht. Warum widme ich dem Ganzen trotzdem den ganzen Monat Oktober auf meiner Journey 34? Erstens wollte ich das Thema Downshifting unbedingt aufgreifen, weil es seit Monaten ein so wichtiges für mich ist.
Zweitens möchte ich nicht einfach in meinen ersten Monat mit einer 32-Stunden-Woche starten, ohne bewusst zu reflektieren, wie ich die freigewordene Zeit füllen möchte. Keinesfalls will ich sie mit falscher Geschäftigkeit und unnötigen To-dos vollstopfen (siehe Tim Ferriss in den Lese-Tipps unten), denn das war nie Sinn der Sache: Mein Ziel des Downshiftings ist, weniger Stress und mehr Zeit zu haben, um zu sein (nicht zu tun) wie auch für die wichtigen Dinge und Menschen in meinem Leben.
Gleichzeitig will ich nicht nur einfach vor mich hin gammeln und die Zeit „verschwenden“, indem ich mich sinnlos und unachtsam beschäftige. Und schon gar nicht möchte ich durch das süße Nichtstun zum Shoppen, zum sinn- und geistlosen Konsum verführt werden (die Gefahr besteht bei mir besonders, wenn ich viel Zeit habe).
Daher werde ich mich in meinem ersten Monat mit weniger Arbeit besonders folgenden Dingen widmen:
- Natur
- Kreativität
- echte Entspannung (im Unterschied zum geistlosen Vor-Sich-Hingammeln auf der Couch)
Wie genau das aussehen wird, plane ich nicht (man kann auch zu viel kontrollieren wollen und jegliche Kreativität damit ersticken). Ich lasse es auf mich zukommen, werde aber immer hinterfragen, ob meine Tätigkeiten (oder mein Nichtstun) eines der oben genannten drei Prinzipien berücksichtigt. Wie wird mein Fazit für den Downshifting-Oktober ausfallen?
Bis bald
Eure Silke
Live lightly. Consume mindfully.
Meine
Buch-Tipps für heute:
Robert Wringham: Ich bin raus. Wege aus der Arbeit, dem Konsum und der Verzweiflung.
Mein Lieblingsbuch zum Thema Downshifting! Wringham schreibt witzig und beleuchtet dabei, wie wir uns nach und nach aus der Falle von Arbeit und Konsum befreien.
Jacob Lund Fisker: Early Retirement Extreme
Dieses Buch ist sozusagen der große (und ernste) Bruder von Wringhams Werk. Hier wird teilweise sehr ins Detail gegangen – ob es um Finanzen oder Selbstversorung geht. Ich habe solche Stellen gerne übersprungen. Wer wirklich vorhat, auszusteigen, ist mit diesem Buch aber gut beraten!
Timothy Ferriss: Die 4-Stunden-Woche: Mehr Zeit, mehr Geld, mehr Leben
Ferriss setzt auf automatisierte Geldquellen, die von allein sprudeln und ist ein großer Verfechter davon, produktiv und nicht nur geschäftig zu sein. Immer wieder regt er über entprechende Fragestellungen dazu an, die eigenen Denkmuster offenzulegen, Träume und Ziele zu erkennen. Mit der ein oder anderen Handlungsanweisung provoziert er den Leser, seine Grenzen auszuweiten.
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