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Fazit meines alkoholfreien Dezembers: Besoffen ohne Alkohol

Nudeln selber machen

Im Dezember wollte ich komplett auf Alkohol verzichten – eine Herausforderung angesichts der vielen Feierei. Heute erzähle ich in meinem Fazit, wie es gelaufen ist – und welche überraschenden Erfahrungen ich machen durfte (etwa, dass man besoffen sein kann, ohne zu trinken).

 

Einen Monat lang mal keinen Alkohol zu trinken, kommt mir nicht als große Errungenschaft vor. Vielleicht denkst auch du dir: Was ist schon dabei? Trotzdem ist es ein großer Unterschied zu meinem sonstigen Lebensstil: Wie ich in meinem Artikel Anfang Dezember geschrieben habe, trinke ich normalerweise etwa jeden zweiten Abend ein bis zwei Bier oder Gläser Wein, zum Beispiel, weil es mir hilft zu entspannen (der Klassiker) und mir das Gefühl gibt, mir etwas zu gönnen, mich zu belohnen.

Kein Alkohol: Eine klare Entscheidung macht es leichter

Umso schöner – erleichternd – zu merken, dass es mir keine Probleme bereitet, eine Weile nichts zu trinken. Klar, im Dezember gab es Gelüste und Herausforderungen. Aber sobald die Entscheidung „Ich trinke keinen Alkohol“ gefallen ist, fällt es mir recht leicht, dabei zu bleiben. Ein Unterschied zum berühmten Einschränken von Genussmitteln (egal ob Zigaretten, Süßigkeiten, Alkohol)! Denn beim Einschränken muss ich jedes Mal aufs Neue, bei jeder Versuchung, entscheiden: Ja oder nein? Wenn ich meine Gelüsten jetzt nachgebe, wann verzichte ich, um es wieder auszugleichen? Ist mir die Situation das wert?

 

Für mich ist das ein weitaus stressigeres Unterfangen als einfach für eine längere Zeitspanne – oder auch für immer? – zu entscheiden: „Nein, ich trinke nicht.“

 

Trotzdem, ich habe es schon erwähnt, war der alkoholfreie Monat nicht frei von Gelüsten nach Alkohol. Ab und an auf dem Heimweg von der Arbeit habe ich mir schon gedacht: Ein Glas Wein zum Essen wäre jetzt top. Aber da es eben keine Entscheidung zu fällen gab (das Verlangen war nie so groß, dass ich bereit gewesen wäre, dafür das ganze Journey-Ziel zum Fenster hinauszuschmeißen), waren der Gedanke und damit auch das Verlangen gleich wieder weg. Nicht durchführbar, also abgehakt.

 

Wenn man einen Verzicht (egal, um was es sich dabei handelt) zu sehr betrauert, quält man sich nur unnötig. Hat man die Entscheidung getroffen? Ja! Vermutlich aus gutem Grund? Ja! Dann feiert man diese Entscheidung am besten, statt sie zu verteufeln oder immer wieder in Frage zu stellen!

Nüchtern durch die Zeit des Feierns

Der Monat Dezember war natürlich eine besondere Herausforderung in Sachen Alkoholverzicht. Kaum in einem anderen Zeitraum wird in verschiedensten Runden so oft zum Glas gegriffen. Respekt hatte ich vor der Weihnachtsfeier mit den Kollegen. Wird es langweilig ohne Alkohol? Will ich schon um 22 Uhr nach Hause ins Bett? Aber weit gefehlt: Es hat richtig Spaß gemacht und ich habe mich zeitweise wunderbar angetrunken gefühlt. Ich habe sogar getanzt und war unter den letzten, die heimgegangen sind.

 

Bemerkenswerterweise hat sich dieser „alkoholschwangere Abend ohne Alkohol“ auch auf die Nacht und den nächsten Tag ausgewirkt: Ich konnte sehr schlecht schlafen, war am Morgen gerädert und hatte den ganzen Tag Kopfweh. Nicht ganz so schlimm wie ein Kater, aber doch recht ähnlich. (Anscheinend setzt sich der klassische Kater doch aus mehr Faktoren als nur Alkohol zusammen.)

 

Auch bei einem weiteren vorweihnachtlichen Zusammensitzen in Gesellschaft von Kollegen – und Feuerzangenbowle – war ich die einzige (und das kommt sonst nicht oft vor), die absolut nichts getrunken hat. Wichtig war für mich, trotzdem mit den anderen anstoßen zu können und eine Art Drink in der Hand zu halten. Zum Glück hatten wir noch eine Flasche alkoholfreien Sekt im Kühlschrank, die ich im Laufe des Abends komplett geleert habe. Auch hier habe ich wieder gemerkt, wie high mich allein die Situation (oder der Zucker vom alkoholfreien Sekt?!) machen kann: Ich habe viel gelacht – und noch mehr geredet. Die Unbefangenheit, die ich mit Alkohol in Verbindung bringe, ist für mich absolut auch alkoholfrei möglich. Ich glaube, das liegt daran, dass ich mir die Erlaubnis gebe, albern zu sein, wenn alle anderen um mich herum trinken.

 

Eine kleine Herausforderung war Heiligabend, auf den mein Freund und ich sonst gern mit Champagner und Wein antoßen. Dieses Jahr haben wir alles anders gemacht: Wir sind Wandern gegangen und danach ausgehungert in ein bayerisches Wirtshaus gestolpert, wo wir uns ein spätes Weißwurstfrühstück mit (für mich alkoholfreiem) Weißbier gegönnt haben. Abends wurde sehr lecker gekocht (um ehrlich zu sein: Ich habe mich mal wieder bekochen lassen). Alles in allem auf wunderbare Art unspektakulär! Und übrigens sehr minimalistisch: Ganz ohne Deko und Geschenkeübergabe.

Wichtig: Eine alkoholfreie Ersatzbefriedigung

Mein Trigger für Alkoholkonsum ist ja, wie im Artikel Anfang Dezember beschrieben, dass er mir ein Belohnungsgefühl verschafft. Dadurch ist Alkohol in ein gewisses Ritual eingebunden, das man lieb gewinnt. Ich fand es wichtig, diesem Ritual eine alkoholfreie Variante entgegenzustellen – im wahrsten Sinne. Ich habe (sehr kreativ) einfach zu alkoholfreiem Bier gegriffen! Es schmeckt mir und ist im Gegensatz zu alkoholhaltigen Getränken richtig gesund. Eine wunderbare Sache: Es gibt sogar alkoholfreie Craft Biere (siehe Foto oben)! Weil sie durch bestimmte Hopfenarten aromatischer schmecken als normales Bier, merkt man meist gar nicht, dass sie alkoholfrei sind (mehr in den Tipps unten).

 

Aufpassen sollte man mit ungesunden Ersatzhandlungen, etwa Süßigkeiten essen oder Snacken: Nur zu schnell sind neue Gewohnheiten entstanden, die eventuell in ähnlichem Maße ungut sind wie Alkoholgenuss – und dann ist nichts gewonnen.

Leben ohne Alkohol? Wie es weitergeht

Was noch ansteht, ist Silvester. Auch hier entscheide ich mich für die alkoholfreie Variante. Ich habe in den vergangenen Tagen überlegt, ob ich eine Ausnahme machen soll. Jetzt habe ich das Gefühl: Wozu? Es wird mir nicht schwerfallen, auf Alkohol zu verzichten. Dann kann ich das auch einfach tun – und mich morgen freuen, dass ich den ersten Tag des Jahres mit klarem Kopf begrüßen darf.

 

Wie es mit mir und dem Alkohol im Jahr 2018 weitergeht, ist mir weniger klar. Am liebsten wäre mir, ich könnte Alkohol so behandeln, wie ich es mittlerweile mit Fleisch handhabe: Nur ab und zu und in ausgewählten Situationen (bei Fleisch läuft das bis jetzt auf durchschnittlich einmal pro Woche hinaus) statt als Default-Einstellung. Im Moment bin ich aber nicht sicher, ob mir das gelingt. Wie oben beschrieben, fällt es mir schwerer, Alkohol einzuschränken, als einfach ganz darauf zu verzichten. Was ich auf jeden Fall nicht möchte, ist in den alten Trott zu verfallen: Mich damit belohnen oder Situationen dadurch aufwerten. Mittlerweile habe ich hier andere Rituale, auf die ich zurückgreifen kann.

 

Wie handhabst du das? Fällt es dir auch schwer, Alkohol oder Genussmittel einfach „nur“ einzuschränken?

 

Bis bald

Deine Silke

 

Live lightly. Consume mindfully.


Meine Tipps für heute:

Ein neuer Podcast, den ich derzeit ständig höre, ist „One Part Podcast“ von Jessica Murnane. Eine Folge handelt von den Gründen, warum man Nüchternheit bevorzugen kann, obwohl man sich nicht als Alkoholiker klassifiziert. Jessicas Gast, Ruby Warrington, erzählt, dass sie Alkohol wie eine Droge behandelt: Ab und an lässt sie sich ganz bewusst auf einen „Trip“ ein, aber es bleibt die absolute Ausnahme.

Episode 93: Sober Curious + The Shades Of Grey Of Addiction With Ruby Warrington

 

Interessierst du dich wie ich für (alkoholfreies oder alkoholhaltiges) Bier, dann kann ich dir natürlich den Online-Shop meines Freundes wärmstens ans Herz legen :-D. Wenn du regelmäßiger Leser meines Blogs bist, wirst du den Namen wiedererkennen: BeerJack.de. Ich habe ihn schon öfter erwähnt, weil ich freiberuflich einen halben Tag die Woche dafür tätig bin. Natürlich habe ich mich schon quer durchs Sortiment getestet und bin auch von den alkoholfreien Varianten ehrlich begeistert (im Foto oben siehst du das "Dolden Null"; am allerbesten schmeckt mir aber "Le Chauffeur" von Nittenauer).

 

Ich wollte dir auch nochmal diese Tipps aus dem ersten Artikel über Alkoholverzicht mit auf dem Weg geben:

 

Drei lesenswerte Memoiren über Alkoholsucht:

Caroline Knapp: Alkohol: Meine gefährliche Liebe

Amber Tozer: Sober Stick Figure

Daniel Schreiber: Nüchtern. Über das Trinken und das Glück.

 

Zwei Podcast-Folgen von "Real Talk Radio", die Alkoholverzicht beleuchten, auch wenn er nicht durch eine Abhängigkeit von Alkohol motiviert ist:

Nicole Antoinette on Quitting Drinking, Changing Your Life, and Celebrating Five Years of Sobriety

https://www.nicoleantoinette.com/podcast/nicole-antoinette/

Holly Whitaker on Drinking, Getting Sober, and Breaking The Stigma of Addiction

https://www.nicoleantoinette.com/podcast/holly-whitaker/


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