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Minimalismus: 5 häufige Fehler und Missverständnisse

Früher standen auf dem Esstisch immer irgendwelche Deko-Gegenstände. Heute lassen wir ihn lieber leer.
Früher standen auf dem Esstisch immer irgendwelche Deko-Gegenstände. Heute lassen wir ihn lieber leer.

Den einen Minimalismus gibt es nicht – jeder legt ihn anders aus. Trotzdem existieren in meinen Augen ein paar Missverständnisse und Fehler, die man in Bezug auf die minimalistische Lebensweise vermeiden sollte.

 

Zunächst einmal meine persönliche Auslegung von Minimalismus: Minimalistisch leben heißt für mich, Fülle und Erfülltheit nicht im Konsum zu suchen, sondern in einem unkomplizierten, bewussten Leben ohne unnötigen Ballast. Nach dem Motto von Industriedesigner Dieter Rams: Weniger, aber besser.

Minimalismus-Fehler 1: Sich nach der Definition anderer richten

Sicher gibt es eine offizielle Definition von Minimalismus, ich habe sie ehrlicherweise nicht nachgeschaut. Aber wie der Lebensstil ausgelegt wird, ist eine höchst individuelle Sache. Daher sollte man sich in Acht nehmen – und mir fällt das manchmal gar nicht so leicht – sich nicht der Interpretation anderer Minimalisten zu verschreiben und ihnen nacheifern zu wollen, weil man nur dann ein „guter", ein "richtiger" Minimalist ist.

 

In Facebook-Gruppen zum Minimalismus kommen oft Fragen wie: „Auto haben: minimalistisch oder nicht?“ oder „Ist ein Smartphone minimalistisch?“ Darauf gibt es keine allgemeingültige Antwort, denn für den einen ist ein Auto oder Smartphone minimalistisch, weil sie (für ihn) sehr nützlich sind. Für einen anderen sind diese Dinge nicht minimalistisch, weil sie vielleicht unbewusst „konsumiert“ werden oder unnötigen Ballast darstellen. Ob das so ist oder nicht, kann nur jeder für sich selbst wissen.

 

Daher mein Plädoyer: Jeder kann und sollte sich nur nach den eigenen Bedürfnissen richten, wenn es um die Entscheidung für oder gegen den Konsum bestimmter Dinge geht.

Minimalismus-Fehler 2: Besitztümer zählen und sich mit anderen Minimalisten vergleichen

Dieser Fehler hängt stark mit dem ersten zusammen, denn auch hier lässt man sich von einer Definition durch andere fremdbestimmen. Geht's Dir auch so? Den Prototyp für einen Minimalisten stellt man sich als Menschen mit extrem wenigen Dingen vor. Nach dem Motto: Je weniger, desto besser. Das bedeutet, XY, der nur 100 Dinge besitzt, ist ein besserer Minimalist als AB, der 400 Dinge besitzt. „Je weniger, desto besser“ ist in meinen Augen aber nicht das Maß der Dinge, sondern „Je weniger unötiger Ballast, desto besser“. Und was unnötig ist, bestimmt jeder selbst.

 

Ich selbst zögere übrigens, mich im Alltag als Minimalistin zu bezeichnen, sondern umschreibe es meist. Ich fürchte mich vor der Reaktion, sollte man mich mit diesem oben beschriebenen Prototypen vergleichen. „Ach, so wenige Sachen hast du doch gar nicht!“ Trotzdem BIN ich Minimalistin. Ich habe mich meiner Auslegung dieses Lebensstils verschrieben. Das mag zur Folge haben, dass ich mit der Zeit immer weniger Dinge besitze – oder auch nicht! Darauf kommt es nicht an.

Minimalismus-Fehler 3: Funktionsfähige Dinge durch „minimalistische“ Dinge ersetzen

„Mein“ Minimalismus hat auch stark mit Nachhaltigkeit und Less Waste zu tun. Und so empfinde ich es als Fehler, erst Dinge erwerben zu müssen, um minimalistisch sein zu können. Das ist vielmehr ein Widerspruch!

 

Ich lese in den sozialen Medien häufig Fragen wie: „Ich möchte Plastik reduzieren und daher meine derzeitigen Tupperdosen mit solchen aus Glas ersetzen.“ Weniger Plastik zu verbrauchen ist ein toller Ansatz! Aber bitte nicht, wenn er erst einmal mit mehr Müll und mehr Konsum verbunden ist. Das Nutzen von Gegenständen bis an ihr natürliches Lebensende ist das gesündeste, was man für die Umwelt machen kann. Das bedeutet natürlich nicht, dass man Dinge nicht auch vor deren Lebensende ausmisten kann (um sich von dem Zuviel an unnötigem Zeug zu befreien). Doch das gleiche Zeug dann einfach nur in einer neueren, frischeren (wenn auch von mir aus plastikfreien) Variante nachzukaufen – das ist weder Less Waste, noch minimalistisch.

 

Darunter fällt auch, dass viele Dinge mittlerweile als minimalistisch beworben werden, um Minimalisten zum Konsum anzuregen. Fall darauf bitte nicht rein. Minimalismus kannst Du Dir nicht kaufen, sondern Du kannst nur entsprechend handeln.

Minimalismus-Fehler 4: "Minimalismus schadet der Wirtschaft"

Das ist weniger eine Falle oder ein Fehler, als vielmehr ein Irrtum, dem ich immer wieder begegne. Ja, bewusster Konsum schadet sicher vielen großen Playern in unserer Wirtschaft und zwar denen, die sich auf schnellen und wenig nachhaltigen Konsum ausgerichtet haben. Wiederum fördert Minimalismus diejenigen Wirtschaftszweige, die nachhaltiger sind. Kleines Beispiel:

  • Ich kann jedes Jahr ein Paar Billig-Schuhe bei H&M und Zara kaufen, die ich nach ein paar Mal tragen ausmiste.
  • Oder ich kaufe ein Paar zeitlos schöne, qualitativ hochwertige und mitunter teure Schuhe, die mir viele Jahre erhalten bleiben und die ich regelmäßig beim Schuster neu besohlen lasse.

In beiden Fällen unterstütze ich die Wirtschaft und bin ein aktiver Teilnehmer des Systems (Minimalisten sind ja nicht gleichzusetzen mit Aussteigern). Es läuft vielmehr auf die Frage hinaus, welche Wirtschaftssegmente und Strukturen ich mit meiner Kaufkraft unterstütze.

 

Ich persönlich habe überhaupt kein Interesse daran, dass bestimmte Unternehmen noch mehr Profit machen auf Kosten von Umwelt und Menschen. Kosten, die wir alle am Ende auf die ein oder andere Weise zahlen müssen.

Minimalismus-Fehler 5: "Weil ich ständig riesige Mengen ausmiste, bin ich Minimalistin"

Aufs Thema Ausmisten bin ich in meinen letzten Blogartikel ausführlich eingegangen, habe diesen Aspekt jedoch nur am Rande erwähnt: Ausmisten macht einen noch nicht zum Minimalisten. Es ist höchstens der erste Schritt dazu. Ständig in großem Maße unnötige Dinge loszuwerden ist eher ein Zeichen, dass man eben nicht minimalistisch lebt. Das große, erste Ausmisten Anfang 2017 war für mich der Startschuss fürs minimalistische Leben. Danach sollte meiner Meinung nach ein Umdenken stattfinden und auf unnötige Dinge, die man nach kurzer Zeit wieder ausmistet, verzichtet werden.

 

Das heißt nicht, dass Minimalisten NICHT regelmäßig ausmisten. Ich merke es an mir: Immer wieder stelle ich fest, dass bestimmte Dinge, von denen ich vor Monaten dachte, nicht auf sie verzichten zu können, doch nicht so wichtig sind. Aber ich bemühe mich, die gleichen Konsumfehler nicht immer wieder zu begehen und Impulskäufen nachzugeben.

 

Welchen Missverständnissen und Irrtümern begegnest Du in Sachen Minimalismus? Lass es mich gerne wissen und schreib mir unten in den Kommentaren.

 

 

Bis bald

Deine Silke

 

Live lightly. Consume mindfully.



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