Eine komplette Erstaustattung fürs Baby zu kaufen, kann eine Minimalistin schon mal überfordern – umso mehr, wenn man dabei auch noch auf nachhaltigen Konsum achten will. Wie es bei mir trotzdem recht stressfrei geklappt hat.
Schon als wir unsere Hündin Roxy zu uns holten, habe ich darüber geschrieben, wie überfordernd so eine komplette Erstausstattung bzw. deren Erwerb für eine Minimalistin sein kann. Nun brauchen wir alles Notwendige fürs Baby und das ist natürlich gleich um ein Vielfaches gewichtiger – sowohl was die Menge angeht als auch den Druck, die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Mir war von Anfang an klar, dass ich auch in Sachen Babyausstattung möglichst auf Nachhaltigkeit achten will. Ebenso war mir aber bewusst, dass mir das auf voller Linie nicht immer möglich sein würde, sondern ich auch mal – zugunsten des Preises oder der Bequemlichkeit – Abstriche machen und auf „konventionelle“ Produkte bzw. Hersteller ausweichen würde (z.B. bei den Ikea-Waschlappen, siehe Tipps unten).
Natürlich gibt es auch etliche Anbieter für ökologische Babysachen (siehe Tipps unten). Da diese meist recht teuer sind und wir auch aufs Geld schauen möchten, haben wir nur einzelne ausgewählte Produkte – etwa Babydecke, Spucktücher oder Matratzenauflage – dort gekauft (auch dank Gutscheinen von Familie und Kollegen).
Ansonsten orientiere ich mich in Sachen nachhaltige Babyausstattung an drei Grundprinzipien, damit wir auch mit Baby Ressourcen schonen und die Umwelt nicht so stark belasten: Dinge gebraucht kaufen, wiederverwendbare Dinge kaufen oder Dinge gar nicht kaufen.
Second Hand: Gebrauchtes zu kaufen schont Ressourcen
Ich liebe Second Hand und das ist auch bei Babyklamotten, -spielzeug und -ausstattung nicht anders. Ich habe überhaupt kein Problem damit, wenn Dinge vorher jemand anderem gehört haben. In aller Regel merkt man ja am Zustand, dass die Sachen aus einem sauberen Haushalt kommen. Des Weiteren wird gerade ein Baby bestmöglich gepflegt und daher sind auch Babysachen in der Regel pfleglich behandelt worden.
So haben wir schätzungsweise drei Viertel unserer Babyausstattung auf Flohmärkten oder über Ebay Kleinanzeigen gebraucht gekauft oder von Freunden bekommen, z.B. Kinderwagen, Babysafe fürs Auto, Klamotten, Spielsachen, Babybett, Wickelkommode, Wickelauflage, Lätzchen und zwei Tragehilfen.
Wie ihr vielleicht schon wisst, ist Second Hand Shopping in meinen Augen die nachhaltigste Form des Konsums: Dinge werden dadurch im Idealfall bis an ihr natürliches Lebensende genutzt und keine neuen Ressourcen aufgewendet. Ein weiterer Vorteil gerade von gebrauchten Babymöbeln: Man muss sich keine Gedanken machen wegen der Schadstoffbelastung, während neue Möbel meist noch giftige Substanzen ausgasen.
Wiederverwendbares kaufen: Weg von der Wegwerf-Mentalität
Keinesfalls würde ich mit Wegwerfwindeln wickeln, so viel stand bereits zu Beginn der Schwangerschaft fest. Damals hatte ich noch keine Ahnung, welches Universum an Stoffwindeln und nachhaltigen Wickelpraktiken es gibt. Stattdessen dachte ich, dass ich dann halt wie zu Omas Zeiten mit Stofflappen wickeln müsse. Weit gefehlt! Schon nach einer kurzen Recherche war ich ob der vielen modernen Alternativen völlig überfordert.
So habe ich einige Wochen gebraucht, um mich für ein System zu entscheiden: Die Bambino Mio Miosolo All-in-One Windeln (siehe Tipps unten). Sie sind nicht die ökologischste Variante, weil sie aus Polyester – und damit im Endeffekt aus Plastik – bestehen, während andere Methoden auf natürliche Materialien setzen (dafür aus meiner Sicht aber verschiedene Nachteile haben). Außerdem kamen die Miosolo-Windeln leider in viel unnötiges Plastik verpackt bei mir an, was definitiv ein Minuspunkt ist.
Aber: Eine Bekannte nutzt dieses Windelsystem ebenfalls und hat mir gezeigt, wie einfach und praktisch es ist. Das hat mich überzeugt und daher habe ich mich für diese Stoffwindeln entschieden – in vollem Bewusstsein über die Nachteile. Immerhin werde ich diese Windeln jahrelang nutzen (von der Geburt an bis das Kind trocken ist!) – und da möchte ich welche, die ich wirklich gerne handhabe und die im ohnehin fordernden Elternalltag keinen zusätzlichen Stress erzeugen.
Wenn man außerdem überlegt, dass man durch Stoffwindeln geschätzt 5.000 Einwegwindeln einspart und die Windeln sogar gebraucht gut weiterverkaufen kann, dann ist das doch noch ein fetter Punkt auf dem Nachhaltigkeitskonto. (Auch hier hätte ich absolut keine hygienischen Bedenken, da man die Windeln bei 60 Grad waschen kann und grober Schmutz ohnehin mit einem Vlies aufgefangen und entsorgt wird. Leider habe ich keine gebrauchten Windeln dieser Marke in der nötigen Stückzahl gefunden, sonst hätte ich sie gerne Second Hand gekauft).
Auch bei Feuchttüchern gehe ich ökologisch nicht "all in", sondern verwende die Wegwerfvariante für unterwegs, weil ich auf eine gewisse Bequemlichkeit nicht verzichten möchte. Zu Hause werde ich stattdessen einfach einen Waschlappen nehmen. Da die Wickelkommode im Kinderzimmer steht, habe ich Schalen bestellt, die man einfach an die Kommode hängen kann (siehe Tipps unten). So habe ich auch immer etwas Wasser parat.
Verzicht: Dinge einfach mal nicht kaufen
Nach dem Motto „Die beste Babyausstattung ist die, die man nicht zu haben braucht“ versuche ich, auf Unnötiges zu verzichten. Das ist gar nicht so leicht, wenn man zum ersten Mal schwanger ist und der Babyartikelmarkt einem natürlich alles Mögliche (und Unmögliche!) schmackhaft machen will. Zum Glück hat mein Freund schon zwei Kinder und legt dann öfter mal Veto ein: „Stopp. Das brauchen wir nicht!“
Außerdem sauge ich die Tipps aus meinen Büchern zum Thema Schwangerschaft, Geburt und Kindererziehung (siehe Tipps unten) auf, deren AutorInnen meine eigene Haltung in vielen Punkten teilen. Worauf ich z.B. verzichten werde, sind Pflegeprodukte speziell für Babys, etwa Shampoo, Duschgel etc. Wasser mit etwas Mandelöl – und evtl. einem Schuss Muttermilch (nach allem, was man hört, auch äußerlich angewendet ein wahres Wunderserum) – reicht vollkommen aus.
Was man sich laut der Hebamme meines Geburtsvorbereitungskurses ebenfalls sparen kann, sind Bettdecken, Kissen, Nestchen und Himmel fürs Babybett. All das gehört nicht ins bzw. ans Babybett, weil es das Risiko für plötzlichen Kindstod erhöhen kann. Da diese Dinge aber so verdammt süß aussehen, sind sie bei einem Babybett meist automatisch dabei – wenn auch absolut überflüssig.
Wir haben auch weder Babyphone, Babywaage, Wärmekissen oder Wippe, noch haben wir provisorisch in Fläschchen und Pulvermilch investiert, falls es mit dem Stillen nicht klappt. Das alles können wir dann noch besorgen, wenn wir feststellen, dass wir es wirklich brauchen.
Wer sein Kind überwiegend tragen will – so wie ich – kann auch überlegen, ob er überhaupt einen Kinderwagen braucht. Wie oben bereits erwähnt, haben wir uns dafür entschieden. Er wird sicher des Öfteren praktisch sein, z.B. wenn man Einkäufe zu erledigen hat (die kann man ja im Kinderwagen deponieren, während man das Baby weiter trägt) oder weil die Oma einfach gerne den Kinderwagen vor sich herschiebt.
Auch habe ich öfter gehört, dass manche Eltern auf einen Wickeltisch verzichten, weil man das Kind ja überall (etwa auf dem Boden) wickeln kann. In meinen Augen ist eine Wickelkommode unheimlich vorteilhaft: Erstens brauchte ich sowieso eine Kommode für die Babyklamotten, Windeln, Spucktücher etc. Zweitens gibt es ja einiges, das man zur Hand haben muss beim Wickeln – das alles jedes Mal zusammenzusammeln, um mein Baby auf dem Boden oder einem Tisch zu wickeln, und danach wieder wegzuräumen, kommt mir irgendwie unnötig stressig vor. Ich sehe es wie Ingeborg Stadelmann (siehe Tipps unten): Der Wickeltisch wird für die nächsten Monate mein Arbeitsplatz sein. In der ersten Zeit wickelt man das Baby immerhin an die 8 Mal am Tag – zusammen mit Stillen also mein Vollzeitjob. Und da braucht es eben eine entsprechend praktische Arbeitsumgebung, die nicht zuletzt rückenschonend sein sollte.
Nachhaltige und minimalistische Babyausstattung ist immer individuell
Jeder Minimalist entscheidet selbst, was für ihn essentiell ist und worauf er lieber verzichten möchte. Das ist ja gerade das Tolle am Minimalismus: dass es keine starren Definitionen und Vorgaben gibt und geben kann.
Ich bin gespannt, was sich nach der Geburt (Mitte Mai soll es soweit sein) dann doch als überflüssig herausstellt und welche Dinge ich vielleicht nachträglich besorge, weil sie doch fehlen. Schön ist auf jeden Fall der Gedanke, dass wir bei der Babyausstattung viel Geld gespart haben und unsere Ausgaben sich auch nach der Geburt erst einmal in Grenzen halten werden, sofern es mit dem Stillen klappt – schließlich müssen wir dann weder Pulvermilch noch Windeln kaufen ;-)
Bis bald,
Deine Silke
Live lightly, consume mindfully.
Meine Tipps für heute:
Bücher:
Ingeborg Stadelmann: Die Hebammen-Sprechstunde
Nicola Schmidt: Artgerecht. Das andere Baby-Buch
Karl Heinz Brisch: SAFE. Sichere Ausbildung für Eltern
Blog:
Hebammenblog – Altes Wissen frisch gebloggt
Ausstattung:
Bambino Mio Miosolo Stoffwindel-Set – ich habe davon 4 Stück gekauft, also insgesamt 24 Windeln.
Auffangschale – eigentlich für Küchenabfälle, ich hänge sie an den Wickeltisch
Ikea-Waschlappen als Saugeinlagen für die Stoffwindeln tagsüber
Bambino Mio MioBoost als Saugeinlagen für nachts
Online-Shops für nachhaltige Babysachen:
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