In meinem letzten Beitrag habe ich darüber geschrieben, dass mir derzeit die tägliche Routine abgeht, die meinen Alltag sonst recht produktiv gemacht hat. Ich habe behauptet, ich wolle dennoch keinen starren Strukturen einführen, weil sie in Stress münden würden. Daher hatte ich, als ich das Fazit für Oktober geschrieben hatte, auch noch ein ganz anderes Ziel für November im Kopf. Doch ich habe mich umentschieden – das Thema Routine wollte einfach nochmal auf meine Agenda. Also widme ich ihr einen eigenen Monat.
Die intensive Beschäftigung mit meiner alltäglichen Routine ist durch ein Buch, „The Effortless Everyday“ von Katie Lee (weitere Infos dazu in den Lese-Tipps unten), vorangetrieben worden. Es wird Euch vielleicht wundern, dass ich Euch das Buch dennoch nicht uneingeschränkt empfehlen kann. Ich fand es chaotisch zu lesen und entgegen der Behauptung der Autorin, ihre Tipps praktisch zu gestalten und in Übungen zu verpacken, habe ich sie als unkonkret und wenig hilfreich empfunden. Ich war ziemlich enttäuscht, denn erstens fand ich den Titel einfach unwiderstehlich – er hat mir Hoffnung auf ein richtig gutes Selfhelp-Buch zu einem für mich so interessanten Thema gemacht. Zweitens habe ich vorher bereits ein Podcast-Interview mit Katie Lee gehört, das mir richtig gut gefallen hat und das ich Euch wärmstens ans Herz lege.
Ich möchte allerdings auch nicht zu viel über das Buch lästern – es war wohl einfach nicht das Richtige für mich, mag anderen Menschen jedoch gefallen und helfen. Ich habe mich durch den Text gebissen (vor allem, weil ich der Autorin durch den Podcast so wohlgesonnen bin). Und siehe da: Obwohl ich dem Buch immer noch keine 5 Sterne gebe, hat die Inspiration doch beim Lesen zugeschlagen.
Ich habe das Thema fehlende Routine noch einmal wirken lassen und mich entschieden, dass ich mich meinen täglichen Strukturen doch ausführlicher widmen will. Oder besser: Ich möchte meinen Alltag durch neue und wiedererweckte alte Routinen einfacher machen. Struktur ist eben nicht nur starr und engt ein, sondern hat einen entscheidenden Vorteil: Sie nimmt mir täglich Dutzende große und kleine Entscheidungen ab.
Decision Fatigue: Entscheidungen strengen an – egal ob groß oder klein
Ich glaube, mein Problem im Oktober war, dass meine Tagesabläufe alle so unterschiedlich waren. Ich musste jedes Mal aufs Neue überlegen, was ich wann mache, was Priorität hat und ob ich noch Zeit für dieses und jenes haben würde. Das verursacht Stress und – den Begriff habe ich vor Kurzem erst gelernt – Decision Fatigue; wir werden entscheidungsmüde. Offenbar ist es uns Menschen nicht möglich, unzählige Entscheidungen am Tag zu treffen. Wenn wir bereits morgens überlegen müssen, wie wir etliche Details des Tagesablaufs gestalten (heute meditieren oder nicht? Was ziehe ich an? Gönne ich mir morgens eine oder zwei Tassen Kaffee, trinke ich sie während des Schminkens oder nehme ich mir hinterher die Zeit dafür? Etc. pp.) haben wir unsere endliche Entscheidungspower für den restlichen Tag für unnötige Kleinigkeiten angezapft.
Decision Fatigue kenne ich sehr gut. Wenn mich Kollegen abends noch um eine Entscheidung oder meine Meinung bitten, frage ich sie oft, ob ihnen meine Antwort auch am nächsten Morgen reicht. Eine spontane Reaktion – Ja, Nein, lieber so statt so – ist mir dann schier nicht mehr möglich! Oder ich bräuchte unangemessen lange, um sie treffen – auch nicht gerade produktiv. Wenn ich dagegen am nächsten Morgen wieder ins Büro komme, kann ich sofort eine Aussage, die sich gut und richtig anfühlt, zum Thema des Vorabends treffen.
Simplifying: Routinen vereinfachen den Alltag
Die Energie, die Entscheidungen ganz offensichtlich von mir abverlangen, möchte ich nicht für Unnötiges verschwenden. Ich möchte meinen Alltag vereinfachen (Stichwort Simplifying), in dem ich für solche Details eine Routine entwickle, die keinerlei Überlegung mehr von mir verlangt. Ich nehme mir selbst die Entscheidung ab.
Meine minimalistischen Aspirationen haben meinen Alltag bereits stark vereinfacht: Ich brauche nicht zu überlegen, welche schwarze Jeans ich anziehe, wenn ich nur eine besitze. Ich brauche nicht so viel zu putzen oder abzustauben, wenn nicht so viel herumsteht. Ich brauche nicht so viele Emails zu überfliegen und zu löschen, wenn ich nur ganz bewusst ausgewählte Newsletter abonniert habe. Aber meine täglichen Routinen sind noch verbesserungswürdig – was der Monat Oktober ja gezeigt hat.
Mit vielen Verhaltensweisen, mit denen ich den November strukturieren will, habe ich bereits Erfahrung: Sie brauchen daher nur einen kleinen „Tweak“, eine unkomplizierte Optimierung, um für mein Ziel diesen Monat zu funktionieren. Ich hoffe, dass es recht wenig Aufwand erfordert, sie auf meine jetzigen Bedürfnisse anzupassen. Ein Beispiel: Da ich bereits etwa jeden zweiten Tag meditiere und es auch schon Phasen gab, wo ich es jeden Tag geschafft habe, ist es keine große Überwindung oder massive Veränderung, ab sofort täglich und zu bestimmten Tageszeiten zu meditieren.
Bitte fühlt Euch also nicht entmutigt, falls Euch die ein oder andere Verhaltensweise schwer fallen würde – ich habe sie einfach schon länger üben können. Andere Routinen, die ich im November plane, mögen Euch dagegen profan erscheinen. Jeder befindet sich auf einem anderen Weg und dabei an unterschiedlichen Grenzsteinen.
Routinen, die meinen Alltag im November vereinfachen sollen:
- Ich wähle meine Klamotten für den nächsten Bürotag bereits am Abend vorher. Es handelt sich dabei um eine unwichtige Entscheidung, die abends angemessener ist als morgens mit „frischem“ Kopf.
- Ich bereite am Abend vorher mein Mittagessen für den nächsten Bürotag zu. So nehme ich mir die Entscheidung „Was esse ich zu Mittag und wo bekomme ich es her?“ ab.
- An Bürotagen stehe ich um 6:30 Uhr auf statt mir – am Abend vorher oder spontan am Morgen – jedes Mal zu überlegen, ob ich doch länger schlafen soll.
- An Tagen, an denen ich in der Redaktion arbeite, meditiere ich abends. An freien (freiberuflichen) Tagen, an denen ich zu Hause bin, meditiere ich morgens. Auf jeden Fall wird täglich meditiert, weil es mir einfach gut tut und zu meiner (von Natur aus nicht besonders ausgeprägten) Gelassenheit beiträgt. Da Meditation trotzdem meist eine gewisse Überwindung ist, spare ich mir damit das tägliche Spiel: „Soll ich, soll ich nicht?“
- In der Arbeit lasse ich mein Handy in der Tasche. Ich checke es einmal mittags und einmal nachmittags. So lasse ich mich nicht auf Ablenkungen ein und vermeide Informations-Overkill, der meine Energien absaugt.
- Ich räume abends meine an dem Tag getragene Tasche komplett aus und stattdessen alles in diejenige ein, die ich fürs Outfit des nächsten Tages tragen möchte.
Ich bin wie immer gespannt, wie sich dieser Monat meiner Journey entwickeln wird, was für Herausforderungen und neue Erkenntnisse er bringt! (Lies hier mein Fazit.)
Bis bald
Eure Silke
Live lightly. Consume mindfully.
Meine Tipps für heute:
Eines meiner absoluten Lieblingsbücher, wenn es um Downsizing und Simplifying geht:
Auch wenn ich nicht so begeistert war wie erwartet, hat mich Katie Lees Buch doch inspiriert. Für alle, die sich eine eigene Meinung bilden wollen:
Katie Lee: The Effortless Everyday: How to design your daily life to free up time and energy for what really matters.
(nur auf Englisch und als Kindle Edition erhältlich)
Zum Reinhören: Die Folge mit Katie Lee in einem meiner Lieblings-Podcasts, „Nicole Antoinette: Real Talk Radio“.
Ebenfalls zwei super Bücher über Simplifying:
Francine Jay: Miss Minimalist: Inspiration To Downsize, Declutter, and Simplify.
Francine Jay: The Joy of Less. A Minimalist Living Guide.
Auch auf Deutsch erhältlich: Less is more. Von der Freude des Weglassens.
Dieser Text enthält Affiliate-Links. Es werden aber ausschließlich Produkte und Inhalte empfohlen, die ich selbst genutzt habe und die mir weitergeholfen haben.