Im Englischen spricht man von „clean slate“, wenn man einen Neuanfang oder auch reinen Tisch macht. Welcher Monat eignet sich besser dafür, als der allererste des Jahres? Um auch gleich bei „clean“ zu bleiben: Dieser Monat wird richtig, richtig clean für mich – genauer: für meine Haut. Denn ich habe vor, eine Skin Rehab zu machen: Ich gehe auf kalten Entzug von meinen Pflegeprodukten. Das betrifft sowohl Naturkosmetik als auch die fiesen Chemiekeulen, die leider noch zuhauf in meiner täglichen Beauty-Routine vertreten WAREN.
Ende Dezember bin ich auf meiner Minimalismus-Journey ein gutes Stück weitergekommen: Ich habe fast alle meine Kosmetikprodukte inklusive Körperlotion, BB Cream, Lidschatten und Co. ausgemistet. Allerdings nicht aus dem Bedürfnis heraus, weniger Zeug zu haben, sondern aus Schreck – und einer leisen Sorge um meine Gesundheit. Denn dank eines (sehr empfehlenswerten!) Buchs über natürliche Hautpflege ist mir erst jetzt richtig bewusst geworden: „The Beauty Industry is ugly“ (Adina Grigore, siehe Lesetipps unten).
Natürliche Hautpflege: Vieles habe ich schon richtig gemacht, aber auch vieles falsch
Ich verwende schon länger Bio-Öle statt Feuchtigkeitscreme; derzeit eine Mischung aus Jojoba-, Rizinus- und Hagebuttenkernöl fürs Gesicht und Kokosöl für den Körper (siehe Tipps unten). Auch für die Reinigung des Gesichts und um Make-up zu entfernen, kann ich Öle empfehlen. Man nennt das Oil Cleansing: Die Öle (dazu eignet sich übrigens auch Olivenöl aus dem Küchenschrank) werden in die Haut massiert, auch die Wimperntusche durch sanftes Reiben der Augen gelöst und dann mit einem feucht-warmen Waschlappen abgetragen (nicht zu stark rubbeln, bitte). Danach kann man das Gesicht nochmal mit Wasser waschen.
Meine Schminkutensilien habe ich bisher nach und nach durch bio-zertifizierte Naturkosmetik ersetzt – immer wenn etwas ausgegangen ist. Trotzdem hatte ich noch etliches (wie viel, war mir gar nicht bewusst), das mit Natur wenig zu tun hatte.
Als ich meine Sachen mithilfe von Code Check überprüft habe, wurde mir gleich anders: Mein Badezimmerschränkchen wimmelte von Produkten mit „sehr bedenklichen Inhaltsstoffen“, etwa Mineralöl, Farbstoffe, Mikroplastik oder Palmöl. Manches ist aus Umweltgründen nicht empfehlenswert (zum Beispiel Palmöl oder Mikroplastik), anderes weil es in Zusammenhang mit der Entstehung von Krankheiten wie Allergien, Asthma und sogar Krebs steht (zum Beispiel Mineralöl, bestimmte Farbstoffe). Kurzum: Ich hatte auf einmal überhaupt keine Lust mehr, mir diese Produkte auf Gesicht und Körper zu schmieren.
Inhaltsstoffe "sehr bedenklich"? Dann Tschüss! (Auch wenn's schwer fällt.)
Ich habe alle Produkte ausgemistet, die laut Code Check sehr bedenkliche Inhaltsstoffe aufweisen (die “nur“ bedenklichen führe ich erst gar nicht auf, auch wenn sie ebenfalls in meine Entscheidung eingeflossen sind). Einige Beispiele:
- 2 x Manhattan Multi Effect Eyeshadow (CI 19140 – Farbstoff, könnte krebserregend sein, Untersuchungen stehen aus; enthält Palmöl)
- Max Factor Eyeliner Liquid Effect Pencil (Propylparaben – hormonell wirksam; CI 19140 – s.o.; Ceresin, Ozokerite und Paraffin – Mineralöl, steht in Verdacht, Krebs zu erregen; enthält Palmöl)
- 2 x Manhattan All in One Lipstick (Propylparaben – s.o.; CI 19140 – s.o.; CI 15985 – Farbstoff, könnte krebserregend sein; Ozokerite – s.o.; enthält Palmöl)
- Alverde Transparent Puder (CI 77163 – Farbstoff; enthält Palmöl)
- Excipial U Lipolotio Körperlotion für trockene Haut (Butylphenyl Methylpropional – Duftstoff mit hohem Allergiepotenzial, hat in Tierversuchen die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigt; Ozokerite – s.o.; Paraffin – s.o.)
- Kukis Kukident Zahnspangenreiniger (Cetylpyridinium Chloride – wirkt irritierend; Methenamine – Formaldehydabspalter: setzt Formaldehyd (krebserregend) frei, allergieauslösend, hautreizend)
- Garnier BB Cream Hautklar hell (Chlorphenesin – Konservierungsmittel, das im Verdacht steht, krebserregend und allergieauslösend zu sein; enthält Palmöl und Mikroplastik)
Besonders weh tut es mir, meine BB-Cream aufzugeben, denn sie hat zwei wichtige Dinge für mich vereint: Sie bietet UV-Schutz (da ich bei Sonne schnell Pigmentflecken bekomme, für mich essentiell!) und deckt unauffällig und in einem für mich perfekten Ton ab, wobei sie sich trotzdem superleicht anfühlt.
Die Schminke wird leichter zu ersetzen sein: Naturkosmetik aus dem Bio-Markt bietet alles, was ich für meine recht simple Make-up-Routine brauche und ist laut Code Check in den allermeisten Fällen green, green, green (bitte trotzdem checken – siehe die "Naturkosmetik" von Alverde oben). Und so manches meiner alten Produkte werde ich vielleicht gar nicht mehr ersetzen (zum Beispiel die ein oder andere Lidschatten- oder Lippenstift-Farbe – Minimalismus und so).
Detox für die Haut: So sieht meine Skin Rehab aus
Potenzielle Übeltäter aus meinem Bad zu verbannen, ist für mich nur die halbe Miete. Ich möchte endlich (im zarten Alter von 34!) die zwar nicht immensen, aber doch hartnäckigen Hautprobleme in den Griff bekommen, die mich seit meinen Teenie-Jahren plagen. Ich habe fast immer irgendwo mindestens einen Pickel, vor allem die Haut an Wangen und Kiefer ist anfällig für Akne: Rote, entzündete Stellen, die tagelang sichtbar sind und weh tun. Auch mein Rücken konnte sich seit der Pubertät nicht mehr über reine Haut freuen. An manchen Stellen des Körpers bilden sich außerdem ab und an schuppige, trockene Ekzeme (zum Beispiel im Ohr), weil ich laut Hautarzt wohl eine leichte Neigung zu Schuppenflechte habe.
Mein Ziel für Januar ist daher eine Skin Rehab, ein Entgiftungsprogramm für meine Haut. Das wird nicht mit ein, zwei DIY-Gesichtsmasken getan sein. Nein, ich gehe auf kalten Entzug!
Hier Adinas Empfehlungen aus ihrem Buch "Skin Cleanse":
- Dauer: 3 bis 14 Tage
- Gesicht, Körper, Haare nur mit Wasser waschen: „Use a washcloth to get squeaky clean.“
- Danach die Haut in Ruhe lassen: Keine Feuchtigkeitscremes, Bodylotions, Make-up etc. Kurz: Überhaupt keine Produkte, die die Haut berühren
- Deo und Zahncreme sind erlaubt.
Und so habe ich die Skin Rehab auf meine Bedürfnisse maßgeschneidert:
- Dauer: 10 Tage
- Gesicht nur noch mit Wasser waschen
- Körper mit ein wenig kastilischer Naturseife reinigen (siehe Tipps unten)
- Meine Haare werde ich mit einem selbstgemachten Shampoo aus kastilischer Naturseife, Heilerde und Kokosmilch (das genaue Rezept teile ich in meinem Fazit-Artikel) waschen. Kein Conditioner oder Stylingprodukte.
- Deo ist erlaubt. (Ich nutze schon seit Monaten mein selbstgemachtes aus Kokosöl, Natron, Pfeilwurzelstärke und ätherischem Lavendelöl – siehe Tipps unten).
- Zahncreme ist erlaubt. Man kann sie selber machen, ich nutze eine aus dem Bio-Markt (siehe Tipps unten).
- Mit Handseife und Spülmittel werde ich weiterhin in Berührung kommen. Das ist nun mal so. Hier habe ich immerhin eine hoffentlich schonende Bio-Variante (siehe Tipps unten).
- Das Gleiche gilt für eventuelle Waschmittelrückstände auf der Kleidung. Ich werde unsere verschiedenen Waschmittel aber im Auge behalten: Kommt es zu Hautreaktionen, Hautunreinheiten etc.?
- Das wird für mich am schwierigsten: Keine Feuchtigkeitspflege benutzen – auch nicht meine Öle. Die Haut bringt sich selbst ins Gleichgewicht. Da sie das aber lange nicht mehr musste, kann es laut Adina in den ersten drei Tagen zu Trockenheit und Spannen kommen. Da muss ich durch.
- Kein Make-up! In meinem Fall heißt das: Keine BB-Cream, keinen Concealer, kein Rouge, kein Lidschatten, keine Wimperntusche.
- Kein Lippenbalsam.
- Finger weg aus dem Gesicht! Ich muss mir abgewöhnen, an meiner Haut rumzuknibbeln (an Pickeln herumzudrücken, steht ganz oben auf der Liste der Tabus). Dadurch geraten Bakterien auf die Haut, die Unreinheiten und Entzündungen fördern.
- Neben gelegentlichem Knabbern an der Nagelhaut kaue ich auch öfter auf meinen Lippen – beides vor allem dann, wenn ich angespannt bin. Damit muss jetzt Schluss sein. Cold Turkey Style (diese Angewohnheiten schleppe ich schon viel zu lange mit mir herum).
Nach zehn Tagen Skin Rehab führe ich meine Pflege- und Beauty-Produkte eines nach dem anderen wieder ein und beobachte meine Haut währenddessen.
Leicht wird die Skin Rehab nicht … (lies hier mein Fazit.)
Aber zum Glück habe ich zwei Wochen frei, sodass ich zumindest nicht komplett „nackt im Gesicht“ in der Arbeit erscheinen muss. Ich schminke mich zwar generell eher dezent, aber auf Wimperntusche, Rouge und auf das Abdecken von Unreinheiten und Rötungen konnte ich bisher nicht verzichten!
Auf welche Kosmetik-Artikel würdest du nie verzichten? Und ist es dir wichtig, dass sie natürlich sind? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!
Bis bald
Deine Silke
Live lightly. Consume mindfully.
Meine Tipps für heute:
Geniales Buch über natürliche Hautpflege mit etlichen Rezepten:
Adina Grigore: Skin Cleanse: The Simple, All-Natural Program for Clear, Calm, Happy Skin
Kastilische Naturseife hat einen hohen Olivenöl-Anteil. Ich nutze Dr. Bronners (derzeit Pfefferminz; Lavendel fand ich aber besser, da die ätherischen Pfefferminzöl einen kühlenden Effekt auf der Haut haben – für den Winter nicht ideal und auch sonst kann ich darauf verzichten).
Thema Gesichtspflege mit Ölen: Ich verwende zu gleichen Teilen Rizinusöl von Naissance, Hagebuttenkernöl derselben Marke und Jojobaöl von Primavera.
Thema Zahncreme: Ich nutze derzeit die Alviana Zahncreme Minze.
Thema Spülmittel: Ich nutze derzeit Sodasan Granatapfel.
Wer sich ebenfalls dafür interessiert, sein Deo selbst herzustellen (all natural und ohne Aluminium!), der findet hier das Rezept, das ich verwende:
My Green Closet: Easy DIY Natural Deodorant – that works!
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